Da war er schon überrascht, als der Moderator ihn als „Urgestein der Comedy“ ankündigte. „Urgestein“? Mit 63? Gut, man nähert sich dieser Jahreszahl, die man gemeinhin als „das Rentenalter“ bezeichnet. Das schon, aber „Urgestein“? Nein.
Und „Comedy“? Erst recht nicht. Ein Comedian, das ist jemand, der zwei Stunden mit dem Mikrofon in der Hand über die Bühne rennt und irgendwas erzählt, Hauptsache, es ist witzig. Nein, ein Comedian will er nicht sein!
Manche sagen, ein Kabarettist, müsste über die Tagespolitik reden, über Olaf Scholz und über Frau Bärbock. Seine Programme sind sicher politisch, aber die Tagespolitik überlässt er gerne anderen. Vielleicht trifft es das Wort Komiker doch besser. Wenn der Komiker auch mal leise werden darf. In einem Programm von Bernd Stelter gibt es immer auch die leisen Momente. Da gibt es eben nichts zu lachen. Das kann sehr kritisch sein oder sehr melancholisch.
Ein guter Abend im Theater, das bedeutet natürlich laut lachen, aber da müssen eben auch diese anderen Momente sein, in denen man sich einfach zurücklehnt und wohlfühlt.
Sein alter Mentor Rudi Carrell hat einmal gesagt: „Wenn du den Leuten einen schönen Abend machen willst, bring sie zum Lachen, und wenn du ihnen einen tollen Abend machen willst, bring sie zum Lachen und zum Weinen!“ Ein Comedian schafft bestenfalls einen schönen Abend. Bernd Stelter will kein Programm machen wie vor dreißig Jahren. Er ist ein anderer Mensch als damals, das spürt man, und das muss man spüren.
Seit über fünfunddreißig Jahren steht er auf der Bühne. Er brauchte nie ein Comeback, er war immer da? Was ist das Geheimnis?
Natürlich ist es die Gagdichte, natürlich das Timing, aber noch wichtiger ist: er ist authentisch. Man nimmt ihm die Geschichten ab, die er erzählt. Er erzählt sie nicht nur, um witzig zu sein. Er erzählt Geschichten, er erzählt aus seinem Leben, und der Zuschauer denkt an ihr eigenes. Er ist ein Philanthrop, er mag die Menschen, und das spürt man. Er ist ein freundlicher Mensch.
Und dann ist da die Musik. Bernd Stelter sagt: „Mit einem Lied kann man in drei Minuten eine Geschichte erzählen. Mit einem Prosatext kann man das nicht.“ Lieder sind Emotionen. Zur Musik kann lachen und weinen, tanzen und träumen. Musik schafft Erinnerungen, Gänsehaut oder einfach ein gutes Gefühl. Bei einem Abend mit Bernd Stelter ist die Musik ein ganz wichtiger Faktor.
Bernd Stelter erzählt und er singt. Er spielt Gitarre, er spielt Klavier, er spielt Theater. Und er macht den Leuten einfachen einen tollen Abend.
Der erste Auftritt im Karneval war ein Vorstellabend am 6. November 1988. An diesem Tag begannen nicht nur viele Jahre auf den Bühnen im Rheinland, an diesem Abend lernte er auch seine Frau Anke kennen. Am 6. November 1990, also auf den Tag genau zwei Jahre später, heirateten die beiden im alten Rathaus in Köln.
Seine Radiozeit begann. Er moderierte für Radio RPR und später für „Die Morgenmelodie“ bei WDR 4. Er war die Station-Voice bei Antenne Bayern.
Bei einem Medientreff wurde er von Rudi Carrell angesprochen: Hast Du Lust auf „7 Tage, 7 Köpfe“. Und ob er Lust hatte. Zehn Jahre lang saß er mit Rudi Carrell, Jochen Busse, Mike Krüger, Kalle Pohl, Olli Welke Gaby Köster an dem langen Tisch und kommentierte die Woche. Bis über sieben Millionen Zuschauer sahen zu. Es gab den Bambi für die beliebteste Comedy-Sendung, den Goldenen Löwen, den Deutschen Comedy-Preis.
Bei RTL drehte er vier Staffeln der Sitcom „Bernds Hexe“.
Beim WDR moderierte er zehn Jahre lang die Quizsendung „Das NRW-Duell“ und über 30 Folgen der Show „So lacht NRW“.
Die Chefin des Senftöpfchen-Theaters in Köln riet ihm einmal: „Schreiben Sie sich ein Abendprogramm, dann dürfen Sie bei mir im „Töpfchen“ auftreten. Er schrieb sich ein Abendprogramm, und der Auftritt war am Vormittag, eine „Matinée“. Aber die nächste große Leidenschaft war geboren. Das Kabarett, seine Bühnenshow, die er mittlerweile in ganz Deutschland spielt. Da steht das Kabarett-Theater „Die Wühlmäuse in Berlin“ genauso auf dem Programm, wie das Schmitz-Tivoli in Hamburg, das Lustspielhaus in München, die Comödie in Dresden oder das Meerkabarett auf Sylt.
Das aktuelle Programm „Reg Dich nicht auf! Gibt nur Falten“ ist Stelters achtes Kabarettprogramm. Dazu kam der Liederabend: „Wer Lieder singt, braucht keinen Therapeuten.“
Bernd Stelter sagt, er kann nur zwei Dinge. Schreiben, und das, was er geschrieben hat, auf Bühnen darstellen. Und er schreibt nicht nur Lieder und Kabarettprogramme. Acht Bücher hat der Autor Bernd Stelter mittlerweile veröffentlicht. Da sind seine Camping-Krimis um den Inspecteur Piet van Houvenkamp, der bei seinen Ermittlungen eigentlich sehr gerne auf die Unterstützung durch die fünf bekloppten deutschen Camper verzichten würde. Ein Krimi muss spannend sein, das ist das Wesensmerkmal des Kriminalromans, aber Stelter ist auch Komiker, oder wie er sagt: „Bei mir sterben die Leute fröhlich!“ Es gibt aber auch die Sachbücher „Wer abnimmt, hat mehr Platz im Leben“ und „Wer älter wird, braucht Spaß am Leben“, die beide in der Spiegel-Bestsellerliste vertreten waren.
Bernd Stelter war Mitbegründer der Bornheimer Bürgerstiftung „Unsere Kinder, unsere Zukunft“, die er seit Jahren unterstützt, wie auch die Stiftung „Kölsch Hätz“, die das Elternhaus der Kinderkrebsklinik in Köln unterhält. Er ist Pate der Herman-van-Veen Stiftung.
Im Jahr 2022 war er Mitglied der Bundesversammlung bei der Wahl bei der Wahl Frank-Walter Steinmeiers zum Bundespräsidenten.